Rock Super Stars
Weiter geht's mit meiner Lektüre des Essaybandes "Glaube, Liebe, Hoffnung - Religion und Spiritualität in unserer Gesellschaft" der Büchergilde Gutenberg, herausgegeben von Mario Früh.
Diesmal ist es der Essay "Das weit geschnittene Dekolletee der Seelenbrust" von Michaela Schröder, der mich gefangennimmt.
Sie setzt sich mit der - meist in den Medien - zur Schau gestellten Religiosität auseinander. Auf S. 175 schreibt sie:
Wenn man so will, finden sich in den aggressiven Zurschaustellungen der Religionszugehörigkeit die Leitbilder einer von Individualismus und Unterhaltungsindustrie gekennzeichneten Gesellschaft pointiert wieder - und zwar gerade auch in jenen Zirkeln, die dieser Kultur am entferntesten zu stehen scheinen.
"They wanna be rock super stars," meinte ein Freund und intimer Kenner unserer gemeinsamen alten Gemeinde zu mir. Tja, er hat's voll getroffen. Oder was soll ich schon dazu sagen, wenn der leitende Pastor von der Kanzel herunter verkündet, dass der Sex nur in die Ehe gehöre, und dass der (sein) Sex mit der (seiner) langjährigen Ehefrau immer besser werde?
Michaela Schröder meint dazu treffend (S. 174):
Wenn man es so ausdrücken möchte, hat diese Form des öffentlichen Religionsbekenntnisses die gleiche Wirkung wie das weit ausgeschnittene Dekolletee einer Frau: Es wird die als wohlgeformt empfundene Seelenbrust weitreichend zur öffentlichen Betrachtung entblösst.
So gesehen ist so mancher angeblich tief religiöse Mensch einfach nur obszön in seinem religiösen Exhibitionismus und ein Möchtegern.
Diesmal ist es der Essay "Das weit geschnittene Dekolletee der Seelenbrust" von Michaela Schröder, der mich gefangennimmt.
Sie setzt sich mit der - meist in den Medien - zur Schau gestellten Religiosität auseinander. Auf S. 175 schreibt sie:
Wenn man so will, finden sich in den aggressiven Zurschaustellungen der Religionszugehörigkeit die Leitbilder einer von Individualismus und Unterhaltungsindustrie gekennzeichneten Gesellschaft pointiert wieder - und zwar gerade auch in jenen Zirkeln, die dieser Kultur am entferntesten zu stehen scheinen.
"They wanna be rock super stars," meinte ein Freund und intimer Kenner unserer gemeinsamen alten Gemeinde zu mir. Tja, er hat's voll getroffen. Oder was soll ich schon dazu sagen, wenn der leitende Pastor von der Kanzel herunter verkündet, dass der Sex nur in die Ehe gehöre, und dass der (sein) Sex mit der (seiner) langjährigen Ehefrau immer besser werde?
Michaela Schröder meint dazu treffend (S. 174):
Wenn man es so ausdrücken möchte, hat diese Form des öffentlichen Religionsbekenntnisses die gleiche Wirkung wie das weit ausgeschnittene Dekolletee einer Frau: Es wird die als wohlgeformt empfundene Seelenbrust weitreichend zur öffentlichen Betrachtung entblösst.
So gesehen ist so mancher angeblich tief religiöse Mensch einfach nur obszön in seinem religiösen Exhibitionismus und ein Möchtegern.
7 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
ulf_der_freak (Gast) - 21. Feb, 19:22
Nicht nur Metalheads nennen so etwas "Poser". -> http://de.wikipedia.org/wiki/Poser_%28Bezeichnung%29
Violine - 21. Feb, 19:30
Oh ja, Du hast so recht.
Die Autorin bringt dazu auch als Beispiel den Spielfilm "Paradise Now" des palästinensischen Regisseur Hany Abu-Assad.
Die beiden Hauptdarsteller betreten anscheinend eines Tages eine Videothek im Gazastreifen. Der Inhaber berät sie zu den Filmen und meint, die Filme mit den Selbstmordattentätern gingen sehr gut, sogar am Besten.
Michaele Schröder zieht dann den Vergleich zu den amerikanischen oder westlichen Heldenfilmen, wo der Gute eine ganze Nation rettet oder eben für das Gute und so kämpft.
Sie meint dazu, dass die eigentlich bekämpfte westliche Kultur damit nicht nur nachgeahmt, sondern übertroffen wird, da in diesen Selbstmordattentäterfilmen alles echt ist, nichts geschauspielert, schon gar nicht die Toten und Verletzten.
Die Autorin bringt dazu auch als Beispiel den Spielfilm "Paradise Now" des palästinensischen Regisseur Hany Abu-Assad.
Die beiden Hauptdarsteller betreten anscheinend eines Tages eine Videothek im Gazastreifen. Der Inhaber berät sie zu den Filmen und meint, die Filme mit den Selbstmordattentätern gingen sehr gut, sogar am Besten.
Michaele Schröder zieht dann den Vergleich zu den amerikanischen oder westlichen Heldenfilmen, wo der Gute eine ganze Nation rettet oder eben für das Gute und so kämpft.
Sie meint dazu, dass die eigentlich bekämpfte westliche Kultur damit nicht nur nachgeahmt, sondern übertroffen wird, da in diesen Selbstmordattentäterfilmen alles echt ist, nichts geschauspielert, schon gar nicht die Toten und Verletzten.
Waelti (Gast) - 21. Feb, 20:43
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Na, beim Pastor und seiner Frau habe ich natürlich keine Ahnung.
Schlimmstenfalls so: 'Man gewöhnt sich an alles'.
Was das 'zu Schau stellen' angeht (mir übrigens völlig fremd. Völlig.):
Das ist doch beinahe ein Grundbedürfnis. Wie der Pfau. Genau.
So Rituale, die dann dazu dienen das man sich an alles gewöhnt.
Wie beim Pastor.
Jetzt ist die Gruppe der 'Religiösen' halt nix mehr wo so überall und
überhaupt weil, na ja, irgendwie halt. Das ist jetzt was Besonderes.
Bei Ulf auf'm Blog würd's heißen: Du, wie lang ist dein, äh, ja,
Sündenverzeichnis. Oder so.
Schlimmstenfalls so: 'Man gewöhnt sich an alles'.
Was das 'zu Schau stellen' angeht (mir übrigens völlig fremd. Völlig.):
Das ist doch beinahe ein Grundbedürfnis. Wie der Pfau. Genau.
So Rituale, die dann dazu dienen das man sich an alles gewöhnt.
Wie beim Pastor.
Jetzt ist die Gruppe der 'Religiösen' halt nix mehr wo so überall und
überhaupt weil, na ja, irgendwie halt. Das ist jetzt was Besonderes.
Bei Ulf auf'm Blog würd's heißen: Du, wie lang ist dein, äh, ja,
Sündenverzeichnis. Oder so.
Violine - 21. Feb, 20:45
Ach, Waelti, Du bist so glatt! Wir verstehen uns!
ulf_der_freak (Gast) - 23. Feb, 11:45
@Waelti: Neneneneeee. Ich kenne keine Sünde. Nur Begierde!
Waelti (Gast) - 23. Feb, 20:45
ok
@Ulf, ich probier das nochmal.
Also mit Dingens, ja, Begierde, Gier, begehren - da hab ich das nicht mehr so. Da verblasst das Wissen schon so ein bisschen, "I kenn mi nimma aâs".
So etwa, auch wenn da die Lautsprache nicht ganz so also irgendwie völlig und korrekt wäre.
Wie wäre es dann so:
Bei Ulf auf'm Blog würd's heißen: Du, wie lang ist dein, äh, ja,
Bart. Oder so.
Das ist ja recht neutral, da kann mir dann keiner?
Also mit Dingens, ja, Begierde, Gier, begehren - da hab ich das nicht mehr so. Da verblasst das Wissen schon so ein bisschen, "I kenn mi nimma aâs".
So etwa, auch wenn da die Lautsprache nicht ganz so also irgendwie völlig und korrekt wäre.
Wie wäre es dann so:
Bei Ulf auf'm Blog würd's heißen: Du, wie lang ist dein, äh, ja,
Bart. Oder so.
Das ist ja recht neutral, da kann mir dann keiner?
Violine - 23. Feb, 20:47
Hihihihihihihihihihihihihihihi!!!!!!
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