knorrige theologische Ansichten
Am nächsten Samstag wird ein neuer Erzbischof in Berlin eingeführt. Rainer Maria Woelki heisst er und er ist ein Konservativer. In der taz habe ich ein Interview gelesen.
Witzig fand ich:
Frage: "Sie tragen keinen Bußgürtel des Opus Dei?"
Antwort: "Nein, und das (greift sich an den Bauch) ist ein anderer Gürtel. Ich habe andere Leidenswerkzeuge, etwa den 1. FC Köln."
Für verschroben und ziemlich fundamentalistisch halte ich:
Frage: "Wegen dieser Krise wurde in Deutschland der Dialogprozess der Bischöfe mit den Laien initiiert. Dabei hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gefordert, man müsse hier auch über das Zölibat reden. Finden Sie das auch?"
Antwort: "Es kommen ja dazu oder dagegen seit Jahren keine neuen Argumente. Diese Lebensform hat Jesus gelebt. Es ist angemessen und gut, wenn Priester diese Lebensform praktizieren."
Frage: "Paulus aber hat gesagt, der Bischof sollte verheiratet sein."
Antwort: "Das steht in seinen Briefen, aber neuere wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass es schon in sehr früher Zeit Bischöfe gab, die zwar verheiratet waren, aber mit dem Tag der Priesterweihe enthaltsam lebten."
und
Frage: "Das Zdk fordert auch, darüber nachzudenken, ob nicht Frauen Diakoninnen werden können."
Antwort: "Was wir in der frühen Kirche als Diakonissinnen hatten, war etwas anderes als das, was wir heute unter dem Diakonat verstehen. In dieser Frage fühlt sich die Kirche an den Stifterwillen Jesu gebunden, deshalb sollen diese Ämter nur Männern vorbehalten sein."
Herr Woelki sagt in diesem Interview sinngemäss auch, dass die vielen Kirchenaustritte daher kämen, dass viele Kirchenmänner (ich glaube, ich muss hier bewusst "Männer" sagen) nicht mehr authentisch leben.
Aber was ist mit der hier zitierten Lebensfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit? Soll das wirklich christlich sein? Ich verstehe unter Christentum etwas anderes.
Es kann nicht sein, dass im gelebten Christentum Menschen diskriminiert werden. Dass Menschen sich zwangsweise kasteien müssen, um dann erst zu irgendwelchen Weihen zugelassen zu sein.
Nun gut, eigentlich brauche ich hier nichts mehr zu sagen, das haben schon viele vor mir gesagt. Ich habe aber auch noch nie so ein Interview mit so einem Konservativen gelesen.
Die katholische Kirche scheint zu einem guten Teil ein Männerbund zu sein.
Witzig fand ich:
Frage: "Sie tragen keinen Bußgürtel des Opus Dei?"
Antwort: "Nein, und das (greift sich an den Bauch) ist ein anderer Gürtel. Ich habe andere Leidenswerkzeuge, etwa den 1. FC Köln."
Für verschroben und ziemlich fundamentalistisch halte ich:
Frage: "Wegen dieser Krise wurde in Deutschland der Dialogprozess der Bischöfe mit den Laien initiiert. Dabei hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gefordert, man müsse hier auch über das Zölibat reden. Finden Sie das auch?"
Antwort: "Es kommen ja dazu oder dagegen seit Jahren keine neuen Argumente. Diese Lebensform hat Jesus gelebt. Es ist angemessen und gut, wenn Priester diese Lebensform praktizieren."
Frage: "Paulus aber hat gesagt, der Bischof sollte verheiratet sein."
Antwort: "Das steht in seinen Briefen, aber neuere wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass es schon in sehr früher Zeit Bischöfe gab, die zwar verheiratet waren, aber mit dem Tag der Priesterweihe enthaltsam lebten."
und
Frage: "Das Zdk fordert auch, darüber nachzudenken, ob nicht Frauen Diakoninnen werden können."
Antwort: "Was wir in der frühen Kirche als Diakonissinnen hatten, war etwas anderes als das, was wir heute unter dem Diakonat verstehen. In dieser Frage fühlt sich die Kirche an den Stifterwillen Jesu gebunden, deshalb sollen diese Ämter nur Männern vorbehalten sein."
Herr Woelki sagt in diesem Interview sinngemäss auch, dass die vielen Kirchenaustritte daher kämen, dass viele Kirchenmänner (ich glaube, ich muss hier bewusst "Männer" sagen) nicht mehr authentisch leben.
Aber was ist mit der hier zitierten Lebensfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit? Soll das wirklich christlich sein? Ich verstehe unter Christentum etwas anderes.
Es kann nicht sein, dass im gelebten Christentum Menschen diskriminiert werden. Dass Menschen sich zwangsweise kasteien müssen, um dann erst zu irgendwelchen Weihen zugelassen zu sein.
Nun gut, eigentlich brauche ich hier nichts mehr zu sagen, das haben schon viele vor mir gesagt. Ich habe aber auch noch nie so ein Interview mit so einem Konservativen gelesen.
Die katholische Kirche scheint zu einem guten Teil ein Männerbund zu sein.
4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
ulf_der_freak (Gast) - 21. Aug, 15:04
Und dann ist das ganze Zeug ja auch noch ewige Zeiten später aufgeschrieben worden und alles sowieso lange her (wenn überhaupt), wer sagt denn, daß die Mädels und eine Frau Jesu einfach nur der Opportunität wegen verschwiegen wurden? Siehe Paulus.
Violine - 21. Aug, 15:10
Das finde ich auch. (Drewermann hat übrigens die Frauen in seinem Buch "Die Botschaft der Frauen" herausgearbeitet. Sehr positiv.)
Da erinnere ich mich auch an eine Aussage des leitenden Pastors meiner ehemaligen Gemeinde. Der verstieg sich doch glatt zu der Aussage, zu biblischen Zeiten habe es keine Demokratie gegeben, also sei eine Demokratie nicht biblisch, ergo nicht gottgewollt, ergo sei seine Freikirche kein demokratischer Verein.
Andererseites behaupten sie aber, sie wollten dem Staat dienen.
Deppen, das!
Diesem Pastor hätte ich mal vorsetzen sollen, dass er dann aus dem Verein austreten und seine eigene Untergrundkirche gründen müsse.
Da erinnere ich mich auch an eine Aussage des leitenden Pastors meiner ehemaligen Gemeinde. Der verstieg sich doch glatt zu der Aussage, zu biblischen Zeiten habe es keine Demokratie gegeben, also sei eine Demokratie nicht biblisch, ergo nicht gottgewollt, ergo sei seine Freikirche kein demokratischer Verein.
Andererseites behaupten sie aber, sie wollten dem Staat dienen.
Deppen, das!
Diesem Pastor hätte ich mal vorsetzen sollen, dass er dann aus dem Verein austreten und seine eigene Untergrundkirche gründen müsse.
ulf_der_freak (Gast) - 21. Aug, 15:35
Demokratie: Antikes Griechenland? Zwar vielleicht keine biblische Gegend. Aber die haben die Demokratie doch damals erfunden?
Ich bin zwar tiefgläubiger Atheist. Aber ich finde trotzdem, daß Gläubige Anspruch auf eine relative Wahrheit haben und nicht auf etwas, was sich irgendwelche (meist frauenhassenden) Funktionäre wie Aquinus und mehr sich ausgedacht haben um ihrer und der Institution Macht willen und nicht um des Wohles der Gläubigen.
Ich finde es niederträchtig, Glaube und Hoffnung derart schamlos auszunutzen.
Ich bin zwar tiefgläubiger Atheist. Aber ich finde trotzdem, daß Gläubige Anspruch auf eine relative Wahrheit haben und nicht auf etwas, was sich irgendwelche (meist frauenhassenden) Funktionäre wie Aquinus und mehr sich ausgedacht haben um ihrer und der Institution Macht willen und nicht um des Wohles der Gläubigen.
Ich finde es niederträchtig, Glaube und Hoffnung derart schamlos auszunutzen.
Violine - 21. Aug, 20:28
Das wird aber dauernd gemacht, die Ausnutzerei von Glaube und Hoffnung.
Ganz perverses Beispiel sind die Fernsehprediger in den USA. Die reinen Entertainer - wenn Du mich fragst - die wissen, wie sie den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen. Einer heisst auch noch Creflo Dollar.
Ich bin froh, dass Anselm Grün ein Bestseller-Autor ist. Der hat eine angemessene Theologie, nimmt seine Mitmenschen ernst und geht offenen Herzens auf sie zu.
Gott sei Dank gibt es so etwas auch noch.
Und ich denke, mit so einem können auch glaubensfremde Leute klarkommen.
Habe übrigens ein gutes Buch zu dem Punkt "Männerbund" Kirche etc: aus dem Verlag Butzon & Bercker Hände weg! Sexuelle Gewalt in der Kirche. Das habe ich selbst (vom Verlag geschenkt bekommen und ich fühle mich damit immer noch total geehrt), und es ist ein sehr, sehr gutes Buch. Ich denke, das wäre auch was für Dich.
Ganz perverses Beispiel sind die Fernsehprediger in den USA. Die reinen Entertainer - wenn Du mich fragst - die wissen, wie sie den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen. Einer heisst auch noch Creflo Dollar.
Ich bin froh, dass Anselm Grün ein Bestseller-Autor ist. Der hat eine angemessene Theologie, nimmt seine Mitmenschen ernst und geht offenen Herzens auf sie zu.
Gott sei Dank gibt es so etwas auch noch.
Und ich denke, mit so einem können auch glaubensfremde Leute klarkommen.
Habe übrigens ein gutes Buch zu dem Punkt "Männerbund" Kirche etc: aus dem Verlag Butzon & Bercker Hände weg! Sexuelle Gewalt in der Kirche. Das habe ich selbst (vom Verlag geschenkt bekommen und ich fühle mich damit immer noch total geehrt), und es ist ein sehr, sehr gutes Buch. Ich denke, das wäre auch was für Dich.
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