Bei der Debatte um den "Südsee-König" ist mir aufgegangen: Wir haben das Zeitalter des Socializing, massiv unterstützt durch die Social Media.
Es geht nicht mehr um Vernunft, Erkenntnisgewinn oder wissenschaftlichen Fortschritt. Nein, es geht, im übertragenen Sinn, um Sandkastenspiele.
Wer nun wissen will, was es mit der Debatte um den Südsee-König auf sich hat, der lese bei
Schneeschmelze nach. Er hat das sehr gut dargestellt. Mit etlichen Links zur Dokumentation.
Die Diskussion um den Südsee-König, die finde ich abstrus. Dass Literatur (und eben allgemein Kunst) sehr unterschiedlich aufgenommen wird (und damit auch die Reproduktion unterschiedlich ausfällt), das ist doch klar. Das wäre ein kurzer Punkt in einer Einführungsvorlesung im ersten Semester zu jedwedem Studium, das irgendwie mit Literatur zu tun hat.
Warum also diese aufgeheizten Diskussionen, gar die Klopperei?
Ha, das ist der altgediente Sandkasten! Wir machen in Gemeinschaft! Samt sich Sand ins Haar schütten und dergleichen. Beleidigt sein. Sich wieder versöhnen. Die Hitze der Schlacht. ...
Das ist Socializing.
Ihr glaubt es nicht, auf FB hat tatsächlich eine verkündet, sie habe eine Kinderlieder-CD daheim zerbrochen und in den Müll getan, weil die so unerträglich politically incorrect sei.
Hahahahahahahahahahaha!
Violine - abgelegt unter
Blog - 22. Jan, 13:03
Das ist so ein Spruch. Auf dt.: Ruhe in Frieden.
Frieden für den Toten.
Aber auch Frieden für den Trauernden. Ich muss mich nicht mehr mit irgendwelchen Eigenheiten, Streitigkeiten und sonst etwas, im Zusammenhang mit dem Toten, auseinandersetzen. Ich muss mir nicht mehr überlegen, wie wir gemeinsam zu Potte kommen.
Frieden auch für den Trauernden.
Eng verbunden damit der Spruch "de mortuis nihil nisi bene". "Über die Toten nur Gutes sagen."
Ein Spruch, der mich lange befremdet hat. Man kann doch nicht einfach so die Vergangenheit auslöschen!
Aber es ist ein Spruch für die Trauernden, wird mir jetzt klar. Ein spiritueller Spruch, fürs gesunde Trauern, um in Frieden abschliessen zu können. Denn ich muss nicht mehr zerfen. Die Zerferei, die würde binden. Mich ewig nicht loslassen vom Toten. Das Leben vergällen. So aber kann der Trauernde weiterleben, auch aufgehen zu neuen Ufern. In Frieden.
Violine - abgelegt unter
Leben - 22. Jan, 12:49
Aufregung mag ich nicht.
Sie bringt alles durcheinander. Schüttelt mich durch und durch. Erschüttert mich. Alles aus den Fugen, obwohl ich das nicht wirklich kapiere (erst, wenn ich wieder runter bin). Das Gefühl, alles würde über einen hereinbrechen.
Ausnahmezustand.
Nein, Aufregung mag ich nicht.
Ich will meine Ruhe. Und geniessen können. Keine Aufregung.
Violine - abgelegt unter
Leben - 19. Jan, 13:33
Eine Trauergruppe hatte ich nie für mich in Betracht gezogen. Klar, das mit meiner Mutter ging ja auch ganz schnell, innerhalb weniger Tage ist sie verstorben.
Heute jedoch war ich im Ladies Club. Der Ladies Club der ev. Gemeinde Rohrbach in Heidelberg findet jeden dritten Nachmittag im Monat statt und es wird immer eine Referentin eingeladen. Heute war eine Dame vom Hospiz Louise da. Das hat mich sehr interessiert.
Sie erzählte dann auch, dass sie in ihrem Hospiz immer ein Trauercafé hatten, das zur Zeit nicht statt findet, weil dessen Leiterin nicht mehr da ist oder nicht mehr zur Verfügung steht.
Und so beim Reden über Trauer und Sterbebegleitung habe ich doch gemerkt, wie mir so ein Trauercafé gut tun würde.
Nun gut, dieses Trauercafé gibt es im Moment nicht. Und selbst wenn es das gäbe, wäre das eigentlich für die trauernden Angehörigen der Hospizgäste gedacht. Im Kreis der Frauen kam dann auf, dass es ja auch Trauergruppen gibt.
Ich glaube, es ist ganz gut, wenn ich so etwas aufsuche. Mir ist der ganze Klimbim zuviel. Und es werden ja auch andere Klimbim mit ihrer Familie erfahren, nicht nur ich.
Violine - abgelegt unter
Leben - 18. Jan, 23:03
Heute nachmittag mit einem Freund telefoniert und nochmal das unglaubliche Geschehen um meinen Bruder und die Trauerfeier diskutiert. Und was wohl hinter diesem abstrusen Verhalten steht.
Da kann man viel diskutieren, weil mein Bruder ja nichts sagt. Das öffnet Tür und Tor für vielerlei Spekulationen. Aber alles in allem benimmt er sich wie einer, dem das Wasser bis zum Hals steht. Der fünf oder mehr Bälle in der Luft hat und eifrig bemüht ist, alle in der Luft zu halten. Was natürlich nicht geht.
Frage mich keiner, was da los ist.
Der Freund jedenfalls hatte noch einen Punkt aufgebracht: Dass mein Bruder Angst vor mir habe.
Angst? Wieso? Ich habe ihm nie irgendetwas getan. Klar, die Propaganda von meinem Vater, der mich immer mit meiner Mutter verbunden hat. Und meine Mutter hat laut meinem Vater den Teufel im Leib.
Aber das muss man doch nicht übernehmen? Er müsste mich doch besser kennen!
Oder woher sonst sollte diese Angst kommen? Sie ist durch nichts gerechtfertigt.
Wenn Ihr mich fragt: Er hat sich in irgendwas - vielleicht auch in mehreren Sachen - allergründlichst verheddert. Und kann das, wie der Rest der Familie auch, nicht zugeben, geschweige denn sich Hilfe holen.
Okay, das ist dann sein Problem.
Nachtrag:
Vielleicht Angst davor, dass ich recht haben könnte. Womit auch immer, das weiss ich nicht. (Im Raume steht natürlich der Vater, wie ich ihn sehe. Dass das stimmen könne. Und dass er sich da gewaltig verrechnet. Aber andere Dinge können es auch sein. Was weiss ich.)
Violine - abgelegt unter
aus der Provinz - 17. Jan, 18:52
Meine Mutter hatte mir in eines ihrer seltsamen Carepakete Seife geschickt.
Ich hatte das nicht verstanden. Okay, es war gute Seife. Nur: Ich brauche keine Seife. Ich habe Seife. Wie kommt sie dazu, mir Seife zu schenken?
Sie hat die Seife nicht mehr gebraucht. Sie wusste, dass sie nur noch wenig zu leben hatte. So komme ich zu der Seife.
Violine - abgelegt unter
aus der Provinz - 17. Jan, 15:11
Gestern war ich bei einem Freund. Es war ein netter Nachmittag. Im Verlaufe des Gesprächs hat er mir die Beerdigungsstory einer Bekannten erzählt .... Junge, ist das mies.
Diese Bekannte hatte eine Schwester. Die Mutter lebte bei der Schwester. Und hat der Bekannten verboten, die Mutter zu besuchen.
Dann starb die Mutter. Und die Schwester hat der Bekannten verboten, auf die Beerdigung der Mutter zu gehen.
Ist das nicht mies?
Violine - abgelegt unter
Olles - 13. Jan, 22:35
Aus dem Buch "Als sei die Welt erwacht". Ein Frankfurter-Allgemeine-Buch, herausgegeben von Stefan Aust, Frank Schirrmacher und Michael Kloft.
Joachim Fest sagt da auf Seite 34 (es geht um die Sozialpolitik der Nazis):
[...]: Die Fabriken sahen nach Arme-Leute-Fabriken aus, das sollte nicht mehr sein. Da sollten die Wände geweißt und die Toiletten und hygienischen Vorrichtungen so präsentabel gemacht werden, daß sich Menschen darin aufhalten konnten. Und die Menschen haben das dem Regime gedankt.
[...]
Mein Vater hat sich immer aufgeregt über den Satz: Daß alles viel besser geworden sei, das sehe doch jedes Kind. Er sagte:' Ja, Kinder sehen es, und Kinder halten das auch für die Wahrheit. Nur wenn man kein Kind mehr ist, dann muß man die Kehrseite sehen - und da sieht es finster aus.'
Hm, wenn ich da an die ganzen - mir unangenehmen - Putzteufel denke, v.a. aus dieser Zeit. Die aus dieser Zeit bilden sich besonders viel darauf ein. Das ist für sie der Massstab eines guten Deutschen.
Hm, das wirft ein ganz anderes Licht auf die Sache.
(Und dann denke ich auch noch an Leute, die gerne ihr Ego polieren. Da sieht die Kehrseite auch ganz anders aus.)
Violine - abgelegt unter
Literatur - 12. Jan, 21:00
Ich habe mich heute wieder jenseitig über meine direkte Familie aufgeregt. Ich erzähle jetzt nicht, was es war. Das mit dem rabenschwarzen Wahn hatte ich ins Blog gesetzt, weil ich so Panik hatte.
Ich wollte bloss sagen, falls hier Verwandtschaft mitliest: Mit der Verwandtschaft kann ich, da freue ich mich sehr, wenn ich mit ihnen zu tun habe. Aber meine direkte Familie ist für mich regelrecht ein Kulturschock. Und ehrlich gesagt, möchte ich gar nicht nachforschen, was das für eine seltsame Kultur ist. Mehr als Schock kommt da für mich nicht raus.
Das einfach mal so als Statement.
Violine - abgelegt unter
aus der Provinz - 10. Jan, 16:06