Beim Recherchieren über Margarete Steiff hab ich mir auch den
Wikipedia-Eintrag zu Giengen angeguckt. Da steht Erstaunliches drin, und zwar unter Söhne und Töchter der Stadt. Unter ganz honorigen Leuten steht da einer (mit
Verlinkung) der muß so braun gewesen sein, brauner ging's nicht! Oh Mann, davon wußte ich noch gar nichts. (Irgendwann muß ich mal nachfragen, denn der Nachnahme kommt mir schon bekannt vor. Ein Stadtrat hieß so - aber mit anderem Vornamen.) Das sind ja Dinge!
Ich konnte davon nichts wissen, denn in meiner Familie - der Teil der Familie, der aus der Gegend stammt - sind die Sachen aus dieser Zeit nicht so sehr erzählt worden. Wobei man das meiner Oma nicht verdenken kann, sie war Kriegerwitwe. Sie wollte bestimmt nichts mehr hören und sehen, sie hatte genug mit dem Leben zu kämpfen.
Meine Mutter hat mir erzählt, daß sich nach Kriegsende zu Zeiten der Entnazifizierung etliche umgebracht hätten (mit der Pistole). Von diesem Vorzeigenazi hat sie mir nichts erzählt. Wahrscheinlich wußte sie es nicht.
Violine - abgelegt unter
aus der Provinz - 3. Feb, 13:22
So heißt das Museum, das vor einem halben Jahr von Steiff neu eröffnet wurde.
Das Museum an sich gab es schon lange, mit verschiedenen aufgebauten Szenerien, wie man es auch z.B. aus dem Schaufenster vom Kaufhof in MA in der Weihnachtszeit kennt.
Das neue Museum nun ist hochprofessionell und einen Besuch wert. Im Erdgeschoß ist der firmeneigene Verkaufsraum und ein Bistro. Und der Eingang zum Museum. Es ist immer ein geführter Museumsbesuch, wobei der Führer eigentlich gar nichts sagt, er führt nur die Besucher von einem Erlebnisort zum nächsten.
Am ersten Ort ertönt die Stimme von Margarete Steiff (nicht auf schwäbisch, keine Sorge) und erzählt aus ihrem Leben. Die Zuschauer sitzen (nach hinten immer weiter erhöhten) Bänken, lauschen ihrer Stimme, schauen in ihre Stube und passend zum Text bewegt sich mal die Nähmische mal sonst etwas in Margaretes Raum.
Hochprofessionell gemacht, für manches kleine Kind wohl auch nicht gerade geeignet, weil ein Kind nicht realisiert, daß da keine Gespenster am Werk sind.
Nach dieser Vorstellung geht es in den Nebenraum. Ein Bär erzählt. Genau, es geht um Richard Steiff mit seinen Verdiensten um den Teddy-Bären. Auch hier wieder allerlei Bewegtes, zeitgenau abgestimmt.
Die Geschichte ist vorbei, man fährt - ohne den halboffenen Raum zu verlassen - zwei Stockwerke hoch in die Lüfte, in die Wolken. In den Wolken trifft man den Teddy Knopf und die Puppe Frieda und man tritt mit ihnen eine Abenteurreise durch die Steiff-Welt an. Die verlorenen 3000 Teddy-Bären müssen gefunden werden. Im Wasser, am Polarkreis, auf der ganzen Welt.
Nach überstandenem Abenteuer und damit großer Sightseeingtour verläßt man den geführten Bereich und kann sich auf zwei Stockwerken selbst im Museum umtun.
Im zweiten Stock ist eine Szenerie aufgebaut, wie man sie schon lange von Steiff kennt. Ich glaube, diese Szenerien wechseln auch von Zeit zu Zeit. Im Stockwerk drunter sind viele, viele, viele Schaustücke mit Erklärungen, es gibt einen eigenen Raum, in dem man beispielhaft die Fertigung begucken kann. Da sitzen echte Leute, mit denen man auch reden kann.
Als Abschluß gibt es eine Fotostation mit der Möglichkeit, ein Erinnerungsfoto mitzunehmen.
Violine - abgelegt unter
aus der Provinz - 3. Feb, 12:57
lernt man mit meiner momentanen Lektüre, dem Klassiker von Alexander und Margarete Mitscherlich, "Die Unfähigkeit zu trauern". Deutschland ist ein traumatisiertes Land, auch wenn es jetzt besser wird, nach all den Jahren und Generationen.
Ich bin erst beim ersten Lesen, noch nichtmal in der Mitte angelangt, also kann ich noch nicht allzuviel sagen.
Es ist sehr treffend geschrieben, wenn auch das Psychologische nichts für jeden ist (Freud kapier ich nicht, dafür aber die Beispiele).
Nach der Lektüre werde ich Politik anders wahrnehmen, Zeitung anders lesen, Konflikte aus einem anderen Blickwinkel sehen.
Ein sehr empfehlenswertes Buch.
Violine - abgelegt unter
Literatur - 3. Feb, 10:15