Podiumsdiskussion
Von Claudia angeregt, war ich gestern zusammen mit Jürgen und Verena auf der von der Heinrich-Böll-Stiftung veranstalteten Diskussion zu #aufschrei.
Wie immer bei solchen Diskussionen, wird mir doch irgendwie langweilig - alle anderen mögen sehr interessiert dabei sein, das ist es nicht - und ich fühle mich in meinen Erwartungen enttäuscht.
Auf der Heimfahrt gestern abend habe ich so darüber nachgedacht. Was habe ich denn für Erwartungen?
Bei Diskussionen denke ich immer, dass die Diskutierenden sich austauschen, auf einander eingehen, dann wieder Neues einfliessen lassen, ... So ein stetiger Fluss, ein stetiges Miteinander.
Aber genau dieses ist es in den seltensten Fällen. Okay, ich kann nur von den Diskussionen reden, die ich life erlebe oder im Radio höre, denn einen Fernseher habe ich nicht. Doch genau bei den life erlebten Diskussionen merke ich immer wieder, wie sehr ich abdrifte.
Dieses Abdriften rührt daher, dass die Diskutierenden sich oft nicht sonderlich aufeinander einlassen. Oft und oft stellen die Diskutierenden nur die eigene Position vor. Monolithisch sozusagen. Mir kommt das auch steinmässig vor, ein Stein neben dem anderen, kein Fluss. Und die Ruhepausen dazwischen, wo es langsamer hergeht, weil man nachdenkt, reflektiert, das fehlt so, so oft. Stattdessen ergreift der Nächste das Wort, möglicherweise auch noch einigermassen erregt/eifrig, und hat sein Statement raus.
Ich kann ein Beispiel geben. Gestern ging es um Sexismus. So, wie ich es verstanden habe, haben dann viele Männer ein Problem damit, zu verstehen, wo nun die Grenzen eines Flirts aufhören. Protest von mehreren Frauen. Das sei doch ganz klar, wo die Grenzen seien. Ein Zuhörer meinte, Flirt müsse Spass machen. Wo Grenzen überschritten werden, mache es keinen Spass, das müsse Mann doch merken. Damit waren nicht alle einverstanden.
Nun, ich denke, hier wäre ein Punkt zum Innehalten gewesen. In Foren müsste man hier einen neuen Thread aufmachen. Denn offensichtlich muss geklärt werden, was ein Flirt ist und wie jede und jeder Einzelne ihn versteht und erlebt, damit umgeht. Und dazu muss auch klar sein, dass die Menschen sehr verschieden sind und man / frau sehr aufpassen muss, dabei von sich selbst auszugehen. Schlussendlich würde das Ganze in das weite Feld der Kommunikation übergehen. Dazu bräuchte man in der Diskussion dann wohl den entsprechenden Fachmann, der sich damit schon längst auseinandergesetzt hat, und dieses Problem nun griffig formulieren bzw. einen guten Überblick geben kann, damit die Diskussion nicht zerfasert.
Dagegen in der Diskussion gestern ist das nicht klargestellt worden. Ich fand die Diskussion an diesem Punkt unerquicklich, weil die einzelnen Podiumsmitglieder nicht versucht haben, auf den jeweils anderen einzugehen. Nicht versucht wurde, den jeweils anderen zu verstehen. Man/frau redete aneinander vorbei, da sie nur ihre Statements platzierten. Statements platziert man am Anfang einer Diskussion, um dann damit zu arbeiten. Damit gearbeitet wurde aber nicht.
Das ist nur ein kleines Beispiel - und soll nicht die Diskussion gestern charakterisieren - das man so, so oft in "Podiumsdiskussionen" findet.
Deswegen, so dachte ich mir gestern bei der Heimfahrt, finde ich diese Podiumsdiskussionen oft langsweilig. Weil die Diskussion an sich fehlt.
Wie immer bei solchen Diskussionen, wird mir doch irgendwie langweilig - alle anderen mögen sehr interessiert dabei sein, das ist es nicht - und ich fühle mich in meinen Erwartungen enttäuscht.
Auf der Heimfahrt gestern abend habe ich so darüber nachgedacht. Was habe ich denn für Erwartungen?
Bei Diskussionen denke ich immer, dass die Diskutierenden sich austauschen, auf einander eingehen, dann wieder Neues einfliessen lassen, ... So ein stetiger Fluss, ein stetiges Miteinander.
Aber genau dieses ist es in den seltensten Fällen. Okay, ich kann nur von den Diskussionen reden, die ich life erlebe oder im Radio höre, denn einen Fernseher habe ich nicht. Doch genau bei den life erlebten Diskussionen merke ich immer wieder, wie sehr ich abdrifte.
Dieses Abdriften rührt daher, dass die Diskutierenden sich oft nicht sonderlich aufeinander einlassen. Oft und oft stellen die Diskutierenden nur die eigene Position vor. Monolithisch sozusagen. Mir kommt das auch steinmässig vor, ein Stein neben dem anderen, kein Fluss. Und die Ruhepausen dazwischen, wo es langsamer hergeht, weil man nachdenkt, reflektiert, das fehlt so, so oft. Stattdessen ergreift der Nächste das Wort, möglicherweise auch noch einigermassen erregt/eifrig, und hat sein Statement raus.
Ich kann ein Beispiel geben. Gestern ging es um Sexismus. So, wie ich es verstanden habe, haben dann viele Männer ein Problem damit, zu verstehen, wo nun die Grenzen eines Flirts aufhören. Protest von mehreren Frauen. Das sei doch ganz klar, wo die Grenzen seien. Ein Zuhörer meinte, Flirt müsse Spass machen. Wo Grenzen überschritten werden, mache es keinen Spass, das müsse Mann doch merken. Damit waren nicht alle einverstanden.
Nun, ich denke, hier wäre ein Punkt zum Innehalten gewesen. In Foren müsste man hier einen neuen Thread aufmachen. Denn offensichtlich muss geklärt werden, was ein Flirt ist und wie jede und jeder Einzelne ihn versteht und erlebt, damit umgeht. Und dazu muss auch klar sein, dass die Menschen sehr verschieden sind und man / frau sehr aufpassen muss, dabei von sich selbst auszugehen. Schlussendlich würde das Ganze in das weite Feld der Kommunikation übergehen. Dazu bräuchte man in der Diskussion dann wohl den entsprechenden Fachmann, der sich damit schon längst auseinandergesetzt hat, und dieses Problem nun griffig formulieren bzw. einen guten Überblick geben kann, damit die Diskussion nicht zerfasert.
Dagegen in der Diskussion gestern ist das nicht klargestellt worden. Ich fand die Diskussion an diesem Punkt unerquicklich, weil die einzelnen Podiumsmitglieder nicht versucht haben, auf den jeweils anderen einzugehen. Nicht versucht wurde, den jeweils anderen zu verstehen. Man/frau redete aneinander vorbei, da sie nur ihre Statements platzierten. Statements platziert man am Anfang einer Diskussion, um dann damit zu arbeiten. Damit gearbeitet wurde aber nicht.
Das ist nur ein kleines Beispiel - und soll nicht die Diskussion gestern charakterisieren - das man so, so oft in "Podiumsdiskussionen" findet.
Deswegen, so dachte ich mir gestern bei der Heimfahrt, finde ich diese Podiumsdiskussionen oft langsweilig. Weil die Diskussion an sich fehlt.
Violine - abgelegt unter Wortklauber - 2. Mär, 13:35
4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
schneeschmelze (Gast) - 2. Mär, 15:25
Danke sehr für Deine Einschätzungen. Ich fand auch, daß das Podium die Anregungen aus dem Publikum nicht angemessen aufgegriffen hatte. Die Moderatorin wirkte sehr fest vorbereitet und vielleicht war sie auch etwas zu nervös an dem Abend. Und die Diskutanten machten ihre Statements. Dann hängt es eben davon ab, ob man dem als Zuhörer folgen mag oder nicht. Etwas versöhnlich fand ich, daß das Podium recht differenziert diskutiert hatte. Ich schreibe nachher noch etwas dazu aus meiner Sicht.
Violine - 2. Mär, 19:32
Ich hatte bei der Veranstaltung den Eindruck, dass sie so konzipiert war, Impulse in Publikum zu geben, sodass nachher die Zuhörer untereinander diskutieren konnten.
Da schien es mir also Konzept zu sein.
Aber bei vielen anderen Podiumsdiskussionen, bei denen ich life dabei war, ist mir eben aufgefallen, dass monologisiert wird von den Sprechern und es ihnen dabei nicht um Austausch, geschweige denn Dazulernen geht.
Da schien es mir also Konzept zu sein.
Aber bei vielen anderen Podiumsdiskussionen, bei denen ich life dabei war, ist mir eben aufgefallen, dass monologisiert wird von den Sprechern und es ihnen dabei nicht um Austausch, geschweige denn Dazulernen geht.
verena (Gast) - 3. Mär, 11:23
Ich schätze, ich habe da weit niedrigere erwartungen als Ihr; insofern mich es schon freut, wenn sich die leute auf den podien nicht die köpfe einschlagen. so wie es in einschlägigen TV-shows passiert, wo absichtlich leute mit kontroversen ansichten eingeladen werden, damit's "knallt". deswegen schaue ich das auch nicht mehr (es regt ich zu sehr auf).
dagegen war die "diskussion" am freitag relativ entspannt. ich war auch froh, dass da nicht wieder über "adam & eva" diskutiert wurde; sondern dass es den konsens gab, dass es missstände gibt. und es gab auch durchaus perspektiven. ansonsten habe ich den eindruck, dass ein fließendes gespräch, wo die teilnehmenden auch mal auf neue gedanken kommen können, in dieser "podiums-diskussions-form" gar nicht möglich ist. eben weil, wie du, violine sagst, die teilnehmenden dann doch ihre mitgebrachten meinungen vortragen. ja, es ist eher wie ein bündel von vorträgen ...
nun ja, es geht weiter :) nächste woche geh ich mit einer freundin zu einer veranstaltung von BLOCKUPY frankfurt. da gehts auch weiter.
dagegen war die "diskussion" am freitag relativ entspannt. ich war auch froh, dass da nicht wieder über "adam & eva" diskutiert wurde; sondern dass es den konsens gab, dass es missstände gibt. und es gab auch durchaus perspektiven. ansonsten habe ich den eindruck, dass ein fließendes gespräch, wo die teilnehmenden auch mal auf neue gedanken kommen können, in dieser "podiums-diskussions-form" gar nicht möglich ist. eben weil, wie du, violine sagst, die teilnehmenden dann doch ihre mitgebrachten meinungen vortragen. ja, es ist eher wie ein bündel von vorträgen ...
nun ja, es geht weiter :) nächste woche geh ich mit einer freundin zu einer veranstaltung von BLOCKUPY frankfurt. da gehts auch weiter.
Violine - 3. Mär, 12:41
Dass ich diese Erwartungshaltung habe, das wurde mir auch erst bei der Heimfahrt im Zug bewusst. Vielleicht war diese Haltung ja naiv von mir, ich weiss es nicht. Ich habe keinen Fernseher, bin dadurch eben auch nicht negativ vorgeprägt (die Talkshows dort, das höre ich allenthalben, müssen einfach schlimm sein). Dagegen höre ich immer mal wieder was im Radio, und das ist anders. Das ist gut.
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