Schreiter-Fenster
Am So war hier in Heidelberg (in ganz Ba-Wü, möglicherweise in ganz D) "Tag des offenen Denkmals". Mit dem Kai hab ich eine Führung in der Heiliggeistkirche gemacht. Führer war der Dekan Steffen Bauer. Es war sehr beeindruckend, zumal das diesjährige Motto "Krieg und Frieden" war. Das paßt auf die Heiliggeistkirche hervorragend, bis in jüngste Zeit.
In den 80er Jahren sollten im Schiff neue Fenster eingesetzt werden. Johannes Schreiter machte die Entwürfe. Und um eben diese Fenster muß regelrecht Krieg entbrannt sein zwischen Befürwortern und Gegnern. Anscheinend scheuten die Kontrahenten vor nichts zurück.
Dabei passen die Fenster hervorragend zur Heidelberger Heiliggeistkirche. In dieser Kirche nämlich wurde die Universität gegründet, und Schreiter nahm auf tiefgläubige Art darauf bezug.
Das einzige Fenster, das in Heidelberg realisiert wurde, ist das Physikfenster. Schreiter griff die verschiedenen Fakultäten der Uni auf und stellte die Dialektik der Wissenschaften dar. Im roten Physikfenster (einer der Gegner meinte anscheinend, dieses Rot erinnere an die Bolschewiken (!)) ist einerseits Einsteins Formel E= m * c 2 angebracht, andererseits das Datum von Hiroshima. Und zwei Bibelsprüche, einer für das Positive, ein anderer für das Negative.
Fand ich sehr beeindruckend.
Deswegen nun habe ich nach Bildbänden über diese Schreiter-Fenster gesucht. Beim Wunderhorn-Verlag bin ich fündig geworden. Da gibt es gleich zwei Bücher. Leider ist die Beschreibung recht mager, sodaß ich die Bücher erst angucken wollte. Die Stadtbücherei hat eines davon zwar in ihrem Online-Katalog verzeichnet, aber ich habe es im Regal - trotz intensiver Suche - nicht gefunden. Daraufhin bin ich in die Eichendorff-Buchhandlung hier in Rohrbach und habe den Herrn Schmidt-Erb gefragt. Der hatte mir empfohlen, doch zum Heidelberger Kunstverein zu gehen, der in einem Pavillon des Kurpfälzischen Museums sei. Der Herr Gercke, der die beiden Bücher im Wunderhorn-Verlag herausgegeben hat, sei Vorsitzender des Kunstvereins.
Also bin ich da hin. Und habe sogar mit dem Herrn Gercke persönlich gesprochen. Er hat selbst nach den Büchern im Schrank gesucht und mir noch einiges zu dem damaligen Fenster-Krieg ezählt. (Es muß vollkommen unmöglich gewesen sein.) Weil sie nicht wußten, wieviel das Buch kostet (sein Adlatus hatte es nicht in seinen Listen gefunden), habe ich das Buch - auf Herrn Gerckes Anweisung hin - günstiger bekommen. Denn bei mir sei es schließlich gut investiert.
Nun will ich gerade in das Buch reinlesen, habe mit dem Vorwort angefangen, und bin gleich steckengeblieben.
Denn, wie gesagt ist nur eines der Fenster in der Heiliggeistkirche ein Schreiter-Fenster. Die anderen Süd-Fenster sind im Zuges des Fenster-Krieges auf Bestreben der Gegner hin unter Denkmalschutz gestellt worden. Die Nord-Fenster wurden in den 90er-Jahren (also nach dem Krieg um die Schreiter-Fenster) eingesetzt, und zwar sind das Fenster von der Künstlerin Hella Santarossa. Und meines Erachtens ein Scheiß. Null Aussage. Sie hat eine Glascollage gemacht. Glas zertrümmert, und das in das Fensterglas eingegossen. Sie hat auch Fotos eingegossen. Schlechte, selbst geknipste Fotos vom Regenwald, von einem russischen Kindersoldaten (wenn der Herr Bauer das nicht gesagt hätte, dann wäre das für mich halt ein Kinderkopf gewesen, mehr nicht), eine Schwimmerin. Wie gesagt, ich finde es einen Scheiß. Und nun lese ich im Vorwort zu "Johannes Schreiter - Brandcollagen, Zeichnungen, Heidelberger Fensterentwürfe" das Vorwort von Johannes Schreiter:In der zeitgenössischen Kunst geht es mehr denn je um Rezeptionsverzögerung, d.h. um den Widerstand gegen unsere Verkopfung; und zwar schon deshalb, weil es der Werbung, die uns ja stündlich attackiert, um das genaue Gegenteil zu tun ist. Sie möchte nämlich das Erfassen von "Bildern" zugunstern kommerzieller Aspekte beschleunigen, die Bedeutung von Bildern sozusagen nur noch im blitzartigen Decodieren der verwertbaren Nachricht erblicken.
Ich finde, er hat damit den Gegensatz zwischen seinen und den Santarossa-Fenstern beschrieben. Seine Fenster regen zum Nachdenken, zur Andacht an. Die Santarossa-Fenster sind seichtes Zeug, zum schnellen Konsum gedacht.
In den 80er Jahren sollten im Schiff neue Fenster eingesetzt werden. Johannes Schreiter machte die Entwürfe. Und um eben diese Fenster muß regelrecht Krieg entbrannt sein zwischen Befürwortern und Gegnern. Anscheinend scheuten die Kontrahenten vor nichts zurück.
Dabei passen die Fenster hervorragend zur Heidelberger Heiliggeistkirche. In dieser Kirche nämlich wurde die Universität gegründet, und Schreiter nahm auf tiefgläubige Art darauf bezug.
Das einzige Fenster, das in Heidelberg realisiert wurde, ist das Physikfenster. Schreiter griff die verschiedenen Fakultäten der Uni auf und stellte die Dialektik der Wissenschaften dar. Im roten Physikfenster (einer der Gegner meinte anscheinend, dieses Rot erinnere an die Bolschewiken (!)) ist einerseits Einsteins Formel E= m * c 2 angebracht, andererseits das Datum von Hiroshima. Und zwei Bibelsprüche, einer für das Positive, ein anderer für das Negative.
Fand ich sehr beeindruckend.
Deswegen nun habe ich nach Bildbänden über diese Schreiter-Fenster gesucht. Beim Wunderhorn-Verlag bin ich fündig geworden. Da gibt es gleich zwei Bücher. Leider ist die Beschreibung recht mager, sodaß ich die Bücher erst angucken wollte. Die Stadtbücherei hat eines davon zwar in ihrem Online-Katalog verzeichnet, aber ich habe es im Regal - trotz intensiver Suche - nicht gefunden. Daraufhin bin ich in die Eichendorff-Buchhandlung hier in Rohrbach und habe den Herrn Schmidt-Erb gefragt. Der hatte mir empfohlen, doch zum Heidelberger Kunstverein zu gehen, der in einem Pavillon des Kurpfälzischen Museums sei. Der Herr Gercke, der die beiden Bücher im Wunderhorn-Verlag herausgegeben hat, sei Vorsitzender des Kunstvereins.
Also bin ich da hin. Und habe sogar mit dem Herrn Gercke persönlich gesprochen. Er hat selbst nach den Büchern im Schrank gesucht und mir noch einiges zu dem damaligen Fenster-Krieg ezählt. (Es muß vollkommen unmöglich gewesen sein.) Weil sie nicht wußten, wieviel das Buch kostet (sein Adlatus hatte es nicht in seinen Listen gefunden), habe ich das Buch - auf Herrn Gerckes Anweisung hin - günstiger bekommen. Denn bei mir sei es schließlich gut investiert.
Nun will ich gerade in das Buch reinlesen, habe mit dem Vorwort angefangen, und bin gleich steckengeblieben.
Denn, wie gesagt ist nur eines der Fenster in der Heiliggeistkirche ein Schreiter-Fenster. Die anderen Süd-Fenster sind im Zuges des Fenster-Krieges auf Bestreben der Gegner hin unter Denkmalschutz gestellt worden. Die Nord-Fenster wurden in den 90er-Jahren (also nach dem Krieg um die Schreiter-Fenster) eingesetzt, und zwar sind das Fenster von der Künstlerin Hella Santarossa. Und meines Erachtens ein Scheiß. Null Aussage. Sie hat eine Glascollage gemacht. Glas zertrümmert, und das in das Fensterglas eingegossen. Sie hat auch Fotos eingegossen. Schlechte, selbst geknipste Fotos vom Regenwald, von einem russischen Kindersoldaten (wenn der Herr Bauer das nicht gesagt hätte, dann wäre das für mich halt ein Kinderkopf gewesen, mehr nicht), eine Schwimmerin. Wie gesagt, ich finde es einen Scheiß. Und nun lese ich im Vorwort zu "Johannes Schreiter - Brandcollagen, Zeichnungen, Heidelberger Fensterentwürfe" das Vorwort von Johannes Schreiter:In der zeitgenössischen Kunst geht es mehr denn je um Rezeptionsverzögerung, d.h. um den Widerstand gegen unsere Verkopfung; und zwar schon deshalb, weil es der Werbung, die uns ja stündlich attackiert, um das genaue Gegenteil zu tun ist. Sie möchte nämlich das Erfassen von "Bildern" zugunstern kommerzieller Aspekte beschleunigen, die Bedeutung von Bildern sozusagen nur noch im blitzartigen Decodieren der verwertbaren Nachricht erblicken.
Ich finde, er hat damit den Gegensatz zwischen seinen und den Santarossa-Fenstern beschrieben. Seine Fenster regen zum Nachdenken, zur Andacht an. Die Santarossa-Fenster sind seichtes Zeug, zum schnellen Konsum gedacht.
Violine - abgelegt unter Heidelberg - 14. Sep, 18:03
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
catarina (Gast) - 15. Aug, 19:26
Schreiter Fenster
Schade das Sie so wenig Sachverstand der Kunst haben, und die Fenster der Künstlerin Hella Santarossa
als Scheiße bezeichnen. Alleine schon das Sie das Wort Scheiße gebrauchen um Kunst zu definieren schließt schon auf ihren schwachen geistigen Horizont.
als Scheiße bezeichnen. Alleine schon das Sie das Wort Scheiße gebrauchen um Kunst zu definieren schließt schon auf ihren schwachen geistigen Horizont.
Violine - 22. Aug, 15:33
Thema verfehlt
Thema verfehlt, gute Frau. Offensichtlich haben Sie sich mit den Schreiter-Fenstern nie, oder jedenfalls nie hinterfragend, auseinandergesetzt. Dann wäre Ihnen klar, daß man die Santarossa-Fenster im Vergleich dazu nur als seichtes Zeug bezeichnen kann.
Seichtes Zeug, nicht Scheiße. Im ganzen Text habe ich die Santarossa-Fenster nie als Scheiße bezeichnet. Das liegt an Ihrem schwachen, geistigen Horizont, mir das vorzuwerfen.
Seichtes Zeug, nicht Scheiße. Im ganzen Text habe ich die Santarossa-Fenster nie als Scheiße bezeichnet. Das liegt an Ihrem schwachen, geistigen Horizont, mir das vorzuwerfen.
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