Stöckchen: Verpaßte Gelegenheit
Meine verpaßte Gelegenheit? Obwohl es ja nichts bringt, hinterherzutrauern. Verpassen kann man viel. Und wer beurteilt, ob wirklich was verpaßt wurde? Wäre das Leben wirklich besser verlaufen, wenn sie nicht verpaßt worden wäre? Ich kann es nicht beurteilen.
Meine verpaßte Gelegenheit: Nach dem Abi zum Psychologen zu gehen.
Ich war schon auf dem Sprung, war schon beim Hausarzt, damit der mir mit dem Psychologen weiterhilft, und der hatte es mir dann ausgeredet.
Ich hätte mehr Standfestigkeit gebraucht, aber dafür braucht es auch Lebenserfahrung, und wer hat die mit 19? Mit 19 und gerädert, erschöpft?
Was ich daran nach meinen einleitenden Worten bedaure? Die Herzensbildung. Ich bin ziemlich anstrengend aufgewachsen (wie gesagt, mit 19 war ich sehr erschöpft vor Überforderung), das läßt mich an eine spätere Psychiaterin denken.
Es ist nicht der Punkt, zum Psychiater zu gehen. Im Gegenteil, ich fühle mich dadurch eher privilegiert. Wenn etwas ist, kann ich zu ihm kommen. Im Notfall.
Und um eben einen Notfall geht es mir. Ich war bei einer harten Frau als Psychiaterin und hatte das nicht erkannt. In einem vorigen Beitrag (in den Kommentaren) hatte ich über die hartherzigen Frauen (Männer gibt es auch, so ist das nicht) geschimpft. Sie sind so wenig Gefühle gewohnt, daß sie darauf gewaltig ausrutschen, wenn sie sich melden. Man muß es lernen, mit dem Herzen, mit den Gefühlen umzugehen, diese Frauen versagen es sich (bzw. sie haben es versagt bekommen und konnten sich nicht daraus lösen). Nun sind unsere Gefühle aber ein Sensor, wir nehmen mit unseren Sinnen sehr viel wahr. Ein Psychologe sagte erst vor ein paar Wochen zu mir, daß der Körper sehr viel schneller wahrnehme als der Kopf (Ihr kennt doch bestimmt alle den Ausdruck "Bauchgefühl").
Dazu kommt noch, daß gefühlsmäßiges Lernen, das Lernen mit dem Herzen etwas völlig anderes ist als das Lernen mit dem Verstand.
Zurück zum Notfall. Meine Psychiaterin konnte mich nicht versorgen, hatte komplett versagt. So schlimm sogar, daß sie mir, die ich unter Schock stand, Vorwürfe machte. Völlig verboten bei einem Menschen, der unter Schock steht. Das ist kontraproduktiv.
Das hat mir das Leben sehr schwer gemacht und ich konnte keine Hilfe holen. Hilfe, die dringend nötig gewesen wäre. Nicht nur für mich.
Ich denk' da nicht mal an mich. Ich denk' da an Frédéric. Vor drei Jahren bei einem Autounfall gestorben.
Ich weiß nichts von irgendeiner Absicht bei dem Unfall, aber ich weiß, daß der Tod für ihn eine Erlösung gewesen sein muß. Ein paar Monate zuvor hatte ich ihn - ich bin da gerade mit dem Fahrrad vorrübergefahren - im Penny an der Kasse stehen sehen. Er war nicht mehr wiederzuerkennen, keinerlei Ausstrahlung mehr. Wie schlecht muß es einem Menschen gehen, wenn er keine Ausstrahlung mehr hat? Und Frédéric war ein sehr warmherziger Mensch, er hatte eigentlich viel Ausstrahlung.
Ein halbes Jahr später hatte ich von seinem Unfall erfahren. Die Todesanzeige entdeckt. Die Todesanzeige, die mir erzählt hatte, wer seine "Freundin" war. Ein höchst traumatisierte Frau, von der ich wußte, daß sie mit Männern überhaupt nicht kann, daß sie höllisch Angst vor erwachsenen Männern hat. Dringender Hinweis auf sexuellen Mißbrauch. Daraus resultierend hat sie Borderline. Borderline, das selbst für einen Borderliner extrem ist. Dabei stehen Borderliner an sich schon für Extreme. Eine Frau, die sehr gefährlich ist, auf jeden Fall in eine Klinik (wenn nicht gar in Verwahrung) muß.
Die Frau, die ursächlich für den Notfall war, in dem dann meine harte Psychiaterin versagt hatte.
Und was ist mit den anderen Leuten, die seelisch (tief) verletzt sind durch diese höchst traumatisierte Frau im (im, nicht am) Abgrund?
Ja, hätte ich eine warmherzige Psychiaterin gehabt, viel, sehr viel Leid wäre verhindert worden.
Und daß die eine nichts taugte, daß ich das nicht erkannte, das lag schlicht an meiner Unerfahrenheit. Ja, wenn ich es damals zum Psychologen geschafft hätte, dann hätte ich das damals wohl erkannt.
Andererseits: Wenn ich es damals zum Psychologen geschafft hätte, dann wäre mein Leben ganz anders verlaufen. Wer weiß, was dann passiert wäre und schöne, heile Welt haben wir nicht.
Das Leben ist immer lebensgefährlich (so ähnlich steht das, glaube ich, bei Erich Kästner).
An wen gebe ich das Stöckchen weiter?
An Matthias, an die Trashqueen, an Matthias, an Julia und an Herrn Rau.
P.S.: Das Stöckchen kam von Claudia.
P.P.S.: Nachtrag zum Bauchgefühl (FAZ).
Meine verpaßte Gelegenheit: Nach dem Abi zum Psychologen zu gehen.
Ich war schon auf dem Sprung, war schon beim Hausarzt, damit der mir mit dem Psychologen weiterhilft, und der hatte es mir dann ausgeredet.
Ich hätte mehr Standfestigkeit gebraucht, aber dafür braucht es auch Lebenserfahrung, und wer hat die mit 19? Mit 19 und gerädert, erschöpft?
Was ich daran nach meinen einleitenden Worten bedaure? Die Herzensbildung. Ich bin ziemlich anstrengend aufgewachsen (wie gesagt, mit 19 war ich sehr erschöpft vor Überforderung), das läßt mich an eine spätere Psychiaterin denken.
Es ist nicht der Punkt, zum Psychiater zu gehen. Im Gegenteil, ich fühle mich dadurch eher privilegiert. Wenn etwas ist, kann ich zu ihm kommen. Im Notfall.
Und um eben einen Notfall geht es mir. Ich war bei einer harten Frau als Psychiaterin und hatte das nicht erkannt. In einem vorigen Beitrag (in den Kommentaren) hatte ich über die hartherzigen Frauen (Männer gibt es auch, so ist das nicht) geschimpft. Sie sind so wenig Gefühle gewohnt, daß sie darauf gewaltig ausrutschen, wenn sie sich melden. Man muß es lernen, mit dem Herzen, mit den Gefühlen umzugehen, diese Frauen versagen es sich (bzw. sie haben es versagt bekommen und konnten sich nicht daraus lösen). Nun sind unsere Gefühle aber ein Sensor, wir nehmen mit unseren Sinnen sehr viel wahr. Ein Psychologe sagte erst vor ein paar Wochen zu mir, daß der Körper sehr viel schneller wahrnehme als der Kopf (Ihr kennt doch bestimmt alle den Ausdruck "Bauchgefühl").
Dazu kommt noch, daß gefühlsmäßiges Lernen, das Lernen mit dem Herzen etwas völlig anderes ist als das Lernen mit dem Verstand.
Zurück zum Notfall. Meine Psychiaterin konnte mich nicht versorgen, hatte komplett versagt. So schlimm sogar, daß sie mir, die ich unter Schock stand, Vorwürfe machte. Völlig verboten bei einem Menschen, der unter Schock steht. Das ist kontraproduktiv.
Das hat mir das Leben sehr schwer gemacht und ich konnte keine Hilfe holen. Hilfe, die dringend nötig gewesen wäre. Nicht nur für mich.
Ich denk' da nicht mal an mich. Ich denk' da an Frédéric. Vor drei Jahren bei einem Autounfall gestorben.
Ich weiß nichts von irgendeiner Absicht bei dem Unfall, aber ich weiß, daß der Tod für ihn eine Erlösung gewesen sein muß. Ein paar Monate zuvor hatte ich ihn - ich bin da gerade mit dem Fahrrad vorrübergefahren - im Penny an der Kasse stehen sehen. Er war nicht mehr wiederzuerkennen, keinerlei Ausstrahlung mehr. Wie schlecht muß es einem Menschen gehen, wenn er keine Ausstrahlung mehr hat? Und Frédéric war ein sehr warmherziger Mensch, er hatte eigentlich viel Ausstrahlung.
Ein halbes Jahr später hatte ich von seinem Unfall erfahren. Die Todesanzeige entdeckt. Die Todesanzeige, die mir erzählt hatte, wer seine "Freundin" war. Ein höchst traumatisierte Frau, von der ich wußte, daß sie mit Männern überhaupt nicht kann, daß sie höllisch Angst vor erwachsenen Männern hat. Dringender Hinweis auf sexuellen Mißbrauch. Daraus resultierend hat sie Borderline. Borderline, das selbst für einen Borderliner extrem ist. Dabei stehen Borderliner an sich schon für Extreme. Eine Frau, die sehr gefährlich ist, auf jeden Fall in eine Klinik (wenn nicht gar in Verwahrung) muß.
Die Frau, die ursächlich für den Notfall war, in dem dann meine harte Psychiaterin versagt hatte.
Und was ist mit den anderen Leuten, die seelisch (tief) verletzt sind durch diese höchst traumatisierte Frau im (im, nicht am) Abgrund?
Ja, hätte ich eine warmherzige Psychiaterin gehabt, viel, sehr viel Leid wäre verhindert worden.
Und daß die eine nichts taugte, daß ich das nicht erkannte, das lag schlicht an meiner Unerfahrenheit. Ja, wenn ich es damals zum Psychologen geschafft hätte, dann hätte ich das damals wohl erkannt.
Andererseits: Wenn ich es damals zum Psychologen geschafft hätte, dann wäre mein Leben ganz anders verlaufen. Wer weiß, was dann passiert wäre und schöne, heile Welt haben wir nicht.
Das Leben ist immer lebensgefährlich (so ähnlich steht das, glaube ich, bei Erich Kästner).
An wen gebe ich das Stöckchen weiter?
An Matthias, an die Trashqueen, an Matthias, an Julia und an Herrn Rau.
P.S.: Das Stöckchen kam von Claudia.
P.P.S.: Nachtrag zum Bauchgefühl (FAZ).