Komme gerade zurück von einem Café-Besuch in meinem liebsten Café mit einem guten Freund. Wir sassen draussen, weil er eine Zigarette geschmaucht hat.
An den Nebentisch setzte sich einer der Marke "markig". Sehr gestylt, sehr auf männlich gemacht mit Bedacht, durch und durch gepflegt. Der Freund von mir hat offensichtlich das Geld dazu nicht und auch den Willen dazu nicht. Er nestelte in seiner abgetragenen Lidl-Plastiktüte, der fremde, "markige" Mann schaute zu. Und schaute und schaute.
Ich habe schon öfter bemerkt, dass es meinem Freund so geht. Dass so manche schauen. Als wir mal eines Sommers da draussen sassen, mit noch einem Kumpel, der schwere Zeiten mit seiner Gesundheit durchmachte und deswegen keinen grossartigen Drive zur Pflege hatte (aber Geld hatte er schon, en masse), da sagten welche am Nebentisch, dass wir Hartzer-IV-ler seien.
Beguckt und bestaunt, als sei man ein Zootier. "Underdog" begucken.
Ach Gott, wenn die Leute wüssten! Das Elend ist überall, in jeder Schicht zu finden. Nicht am Äusseren festzumachen, in den meisten Fällen nicht.
Violine - abgelegt unter
Heidelberg - 15. Jan, 15:45
oder die amerikanische Kultur ist einfach nicht die meine.
Ich war in den letzten Tagen dabei, ein Buch von Sammy Tippit über Gebet zu lesen. Wir hatten's im OP-Team (auch Orga-Team genannt) meiner Gemeinde vom Beten, wie wichtig ein gutes Gebetsleben sei etc. Da dachte ich, ich habe doch noch ein Buch übers Gebet daheim, da sollte ich doch wohl mal reinlesen. Es ist von eben diesem Sammy Tippit. Ich hatte noch nie von ihm gehört, aber nun habe ich doch nach ihm gesucht per Suchmaschine und da wird doch viel ausgegraben.
Mindestens fünzig Seiten lang habe ich es sehr gerne gelesen, das eine oder andere angestrichen. Dann kam eine Stelle, an der über "den Feind" geredet wird. Der Feind ist der Teufel in der nordamerikanischen Theologie und gegen den muss angegebet werden. Der Feind ist für alles Ungemach, das uns trifft, verantwortlich.
Nun habe ich aber gerade auch das Buch "Das Buch der Liebe" von Ernesto Cardenal, seines Zeichens Befreiungstheologe (Befreiungstheologie finde ich gut), gelesen (er ist auch Friedenspreisträger des dt. Buchhandels). Da nimmt er sozusagen Stellung zu diesem Unsinn.
Ich übersetze das so: Wenn man vom Feind redet (oh, manche dieser Nordamerikaner trauen sich ja nicht mal, ihn (beim Namen) zu nennen, denn sonst kommt er ja gerannt!), dann würde man einen Gott aus ihm machen! Das kann aber nicht sein, denn es gibt nur einen Gott, keine zwei Götter.
Ernesto Cardenal spricht mir aus der Seele. Hinter allem, was mir nicht passt, gleich den Teufel zu vermuten (und ihm damit sehr grosse Macht zu geben) ist ein Unding. (Ich persönlich kann mit dem Teufel eh nichts anfangen.) Dann gibt's bei diesen Nordamerikanern noch so etwas wie "Kampfbeten" dagegen (und gegen die Abkömmlinge des Teufels - da gibt es auch Konstruktionen: Mein lieber Scholli! Das bisschen, was ich weiss, langt schon, dass ich genug habe von dem kruden Zeugs).
Ich sage mir, diese nordamerikanische Kultur ist einfach eine andere Kultur als unsere deutsche, und ich muss darauf ja nicht abfahren.
Und werde mir die "kleine Gebetsschule" von Anselm Grün zulegen.
Violine - abgelegt unter
Glaube - 15. Jan, 07:22
Eine Kerze anzünden. Nicht, weil es so schön ist, sondern als Gebetskerze. Wenn die Worte fehlen. Wenn ich gar nicht so viel beten kann, wie ich möchte. Wenn die Worte die immer gleichen sind. Weil es so viele Gebetsanliegen sind. Und so weiter und so fort.
Ich habe seit langem mal wieder bei mir eine Kerze angezündet. Ehrlich gesagt, war ich seit der Rauchmelderpflicht skeptisch, ab wann die anschlagen. Aber ein kleines Teelicht ignoriert das Ding. Und ich habe dringende, drängende Gebetsanliegen. Es muss einfach sein.
Ich haste nicht in die nächste Kirche. Ich habe mal wieder keine 50 Cent parat. 50 Cent kostet so ein Gebetslicht in der Kirche. Und so oft habe ich das nicht in der Tasche. Also zünde ich bei mir daheim ein Licht an. Dort habe ich genügend Kerzen, die dann sicher im Windlicht stehen und brennen und Gott meine Gebetsanliegen flüstern. Ausdauernder als ich das könnte, in einer Tour. Nun müsste das nur noch Weihrauch sein, dann wäre es perfekt.
Mut machen dabei Gebetserhörungen. Oft kommt das erst viel später raus, dass was Gutes passiert ist, dass sich was gewandelt hat etc. Aber es passiert.
Ein Freund von mir, Brummi-Fahrer von Beruf, fuhr viel von Berufs wegen ins Ausland. Ohne irgendwelche Fremdsprachenkenntnisse. Geklappt hat es immer. Wenn es nicht weiterging, hat er gebetet.
In Irland war's, da wusste er den Weg nicht weiter. Hat gebetet. Kam einer im Auto vorbei und fuhr vor ihm her, bis er am gewüschten Ziel war.
Sowas gibt's.
Violine - abgelegt unter
Glaube - 12. Jan, 10:52
So ein Podcast, der ist lustig, so ein Podcast, der ist schön ...
Hörte gerade die Sendung Kompressor auf
Deutschlandradiokultur. Ein Promo-Podcast wurde vorgestellt, der von
Simon Meyborg. Er will Korn bekannt machen, dieses alkoholische Getränk, nicht irgendwelche Cerealien. Korn, findet er, ist viel zu wenig bekannt (im Gegensatz etwa zu Bier), das muss sich ändern. Ist in das Podcasten eingestiegen, macht nun Korn selbst. Witzig und spannend, ihm dabei zuzuhören!
Beim Suchen nach diesem Podcast bin ich auf einen anderen gestossen. Vom Bier. Vom Hofbräuhaus in München!
Der Hofbräuhaus-Podcast, so nennt sich das. Ich habe auch in die letzte und neueste Folge reingehört. Krachledern, das kann ich Euch sagen! Wer gerne in Bayern-Nostalgie, München-Nostalgie oder eben in Hofbräuhaus-Nostalgie schwelgt, der ist hier richtig.
Jetzt verstehe ich, warum irgendwelche FC-Bayern-Oberen gern dieses Gefühl vom "mia-san-mia" beschwören. Ich kannte das nicht, wusste nicht, dass die so einen besonderen Stolz haben.
Violine - abgelegt unter
Podcast - 10. Jan, 15:19
Man muss bereit sein sich von dem Leben zu lösen das man geplant hat, um das Leben zu finden das auf einen wartet.....
Dieser Neujahrsspruch einer Bekannten begleitet mich. Wir planen so schön, doch wie schnell und wie nachhaltig kann es anders kommen. In unserer Leistungsgesellschaft eher ein Tabu oder einfach nicht gern gesehen. Doch wir sind alle von einander abhängig, zudem ist keiner perfekt. Alles grosse Unwägbarkeiten.
Umso schöner, wenn es läuft. Und so freue ich mich Jahr für Jahr über die Jahresrückblicke einiger Freunde. Wie gerne ich sie lese! Gerade hübsche Familienbilder reinbekommen. Was für eine nette Familie! Ich habe mich sehr gefreut und denke auch übers Jahr gerne an sie.
Diese Jahresrückblicke, ob die nur Christen machen? Aus diesem Umfeld kenne ich sie jedenfalls, eine schöne Sitte.
Violine - abgelegt unter
Leben - 3. Jan, 07:46
Das Jahr beginnt mit Laubsägergeblase. Nicht etwa Laub wird geblasen - das der Wind eh wieder verweht - sondern Silvesterböllerüberreste weg vom Gehweg. Bzw. zusammengetrieben zu einem Haufen und dann weggekehrt.
Diesmal macht der Laubbläser für mich Sinn, schneit es doch gerade und die Böller sind nicht so leicht wie Laub vom Winde verwehbar. Scherben sind dabei, die Feiernden kannten da nichts am 31.12.
Es ist auch kein Duo oder Trio, der Laubbläser (wie immer ein Mann) erledigt das solo. rrrRRRRrrrrRRRRrrrrRRRR.
Jetzt ist es ruhig.
Violine - abgelegt unter
Heidelberg - 2. Jan, 10:09
Jetzt kommen sie, die Rück- und Ausblicke. Mal mehr, mal weniger nachdenklich.
Ich selbst bleibe mit dem Gedanken zurück, dass man die Zeit um Weihnachten wohl auch mit "revelation party" bezeichnen könnte. Wo es nicht alles knallt - die Silvesterböller knallen symbolisch - in den Familien! Da kommt also auf einmal raus (revelation), was so alles in den Menschen brodelt und schmort.
Ich bin sehr für klar Schiff, für Flagge, für Profil zeigen. Allerdings mit Haltung und Stil, nicht böllerartig.
Ich bin beim verspäteten Mittagessen, da dringen aus der Wohnung nebenan aggressive und laute Stimmen. Hu, ob ich die Polizei rufen soll?
Es geht vorbei.
Es geht vorbei und das neue Jahr wird hoffentlich ein gutes, in dem Ihr alle gerne lebt, jede Woche, jeden Tag, jede Stunde.
Violine - abgelegt unter
Leben - 31. Dez, 17:02
Youtube-Filmchen. Mati Gavriel singt "November Rain". Und was sieht man im Filmchen? Ein Auge. Die ganze Zeit. Ein Auge. Erst ist es zu. Und zuckt unter den Lidern. Irgendwann geht es auf. Und guckt. Hierhin und dorthin.
Ungewohnt, sich auf ein Auge zu konzentrieren.
Das per Autoplay nachfolgende "Hallelujah" klingt betrunken.
Violine - abgelegt unter
Musik - 27. Dez, 06:12